Bindung zum Unternehmen durch gute Beziehungen

Seit 2001 veröffentlich das Gallup Institut Deutschland (http://www.gallup.de/183104/engagement-index-deutschland.aspx) den Engagement Index Deutschland und beschreibt damit die emotionale Bindung deutscher Mitarbeiter/innen an das jeweilige Unternehmen. Der Grund für den über die Jahre praktisch gleichbleibenden großen Prozentsatz an nur wenig (70%) bis gar nicht gebundenen Mitarbeitern (15%) wird in der mangelhaften Führungskompetenz vieler Führungskräfte gesehen. Viele Mitarbeiter lieben ihre Arbeit aber nicht ihre Vorgesetzten und Arbeitgeber.

Bindung zum oder ans Unternehmen entsteht durch die adäquat entlohnte und sinnstiftende Tätigkeit der Angestellten, freiwillige Zusatzleistungen des Unternehmens und gute Führungskompetenz der Vorgesetzten. Außerdem spielen positive Beziehungen zu Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern eine entscheidende Rolle für die Identifikation mit und die Loyalität zum Unternehmen.

Positive Beziehungen lassen sich nicht befehlen, aber es gibt durchaus Möglichkeiten, auch beruflich bedingte Beziehungen zu verbessern. Wir konzentrieren uns deshalb in diesem Artikel auf die Frage, wie sich solche Beziehungen positiv gestalten lassen und was wir in dieser Hinsicht von Pferden lernen können.

Beziehungen prägen unser Leben auch im Unternehmen 

Das Wichtigste in diesem Leben sind gute Beziehungen, und zwar zu sich selber und den Mitmenschen (privat wie beruflich). Beruflicher Erfolg, Wohlstand und Gesundheit verlieren ihren Wert, wenn die Beziehungen, in denen wir leben, schwierig sind. Das gilt sowohl für die Beziehung zu sich selber (Selbstannahme, Selbstwert, Selbstvertrauen) als auch für private Beziehungen – z.B. innerhalb der Familie und Freunden – und die hier betrachteten Beziehungen im beruflichen Rahmen zu Vorgesetzen, Kollegen und Mitarbeitern. Oft ist der Vorgesetzte die zweitwichtigste Person im Leben des Angestellten. Ist diese Beziehung nicht in Ordnung, färbt sie auf Dauer aufs gesamte Umfeld ab. Motivation, Engagement, Leistung und Spaß an der Arbeit und am Leben  leiden. Viele psychosomatische Erkrankungen haben ihren Ursprung letztlich in negativen Beziehungen, wo immer sie auch bestehen. Der umgekehrte Fall gilt natürlich genauso: Schwierige Beziehungen zu Hause können sich negative auf die beruflichen Beziehungen und die Bindung ans Unternehmen auswirken.

Welche Elemente sind wichtig für positive Beziehungen sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld?

    1. Aufmerksamkeit und Achtsamkeit
    2. Vertrauen und Berechenbarkeit
    3. Wertschätzung und Respekt
    4. Klare Kommunikation
    5. Klare Zielsetzung
    6. Selbstbeherrschung
    7. Konstanz in der Beziehungsgestaltung

Außerdem müssen innere Haltung und äußere Handlungen stimmig sein, sonst leiden Glaubwürdigkeit und Authentizität. Das Gegenüber spürt – oft ohne es wirklich benennen zu können -, ob wir wirklich meine, was wir sagen.

Kinder lernen das Beziehungs-1×1, in dem sie sich anschauen und 1zu1 kopieren, wie ihre Eltern miteinander und ihrer Umwelt umgehen, mit welcher inneren Haltung sie im Alltag agieren. Entstehen in dieser prägenden Entwicklungsphase Defizite, sind Haltungs- und Verhaltensdefizite in der späteren Beziehungsgestaltung zu erwarten und können nur durch entsprechende Nachreifungsprozesse behoben werden. „Der Apfel fällt nicht weit vom Baum“ drückt ein Sprichwort diese Zusammenhänge aus.

Letztlich heißt die entscheidende Frage beim Thema „Bindung ans Unternehmen“: Wie lassen sich die positive Beziehungen der am Arbeitsprozess Beteiligten so gestalten oder verbessern, dass sich die Menschen im Unternehmen wohl fühlen, sich fair und respektvoll behandeln und gute Leistungen erbringen, ohne die Profitabilität des Unternehmens aus den Augen zu verlieren?

Gute Beziehungen entstehen nicht per Dienstanweisung. Es besteht aber durchaus die Möglichkeit, sowohl an der inneren Haltung als auch am respektvollen Umgang miteinander, klare offene Kommunikation und Teamverhalten zu arbeiten. Da sind die Führungskräfte in ihrer Vorbildfunktion gefordert aber ebenso auch die Mitarbeiter in ihrer Bereitschaft, innere Haltung und äußere Handlungen zu überdenken und gegebenenfalls zu korrigieren.

Herkömmlich Führungskräfte-Trainings und Teambildungs-Workshops sind in diesem Zusammenhang oft wenig nachhaltig, weil sie in der Kürze der vorhandenen Seminarzeit die innere Haltung der Teilnehmer und ihre tiefverankerten inneren Barrieren und Paradigmen kaum wertneutral aufdecken können, um dann Alternativen zu erarbeiten.

Genau an dieser Stelle kommen die hochsensiblen Pferde (Pferde sind wie ein Spiegel)

Ø  Als Spiegel solcher Haltungen und Einstellungen,

Ø  Als manipulationsfreie, ehrliche und direkte Feedback-Geber,

Ø  Als Mitarbeiter-Analoga und damit

Ø  Als Beziehungstrainer

ins Spiel.

Mit Pferden sind Workshops in diesem Themenbereich effektiv und durch die emotional-erlebnispädagogischen Erlebnisse nachhaltig gestaltbar.

Beziehungstrainer Pferd: Was wir von ihnen lernen 

Durch die vergangenen Jahrhunderte gehörte das Pferd zum ständigen Begleiter des Menschen. Selbst Kaiser, Könige und Edelleute erlebten, dass sich ihre Pferde weder durch Macht noch Titel beeindrucken ließen. Sie mussten lernen, gute Beziehungen zu ihren Pferden aufzubauen, um sie kooperativ zu führen und die gesteckten Ziele zu erreichen.

Die Faszination Pferd ergibt sich neben ihrem erhabenen Aussehen, ihrer Kraft und Größe aus einer dem menschlichen Zusammenleben in vielerlei Hinsicht ähnlichen Lebensweise:

Pferde leben

  • in der Herde mit klaren hierarchischen Strukturen.
  • als soziale Wesen mit Sympathien und Antipathien in klarer Zugehörigkeit zur Gesamtherde.
  • als kommunizierende Wesen, die sich einer sehr feinen Körpersprache bedienen.
  • als charakterlich differenzierbare Wesen, die z.B. Fleiß und Trägheit, Neugierde und Skepsis, Dominanz und Unterordnung kennen und zeigen.
  • als kooperative Wesen, die sich gegenseitig schützen und unterstützen.

Diese Eigenschaften gepaart mit ihrer enormen Sensibilität bezüglich Sehen, Riechen, Hören und Spüren machen die Pferde zu guten Analoga für menschliche Interaktionen. Sie sind Biosensoren für menschliches Miteinander, Führungs- und Teamverhalten. Die Pferde drücken das, was sie von dem sie führenden Menschen im Hier und Jetzt empfinden, mit Hilfe ihrer Körpersprache aus: Stellung der Ohren, des Kopfes, Haltung des Körpers, die Bewegungsabläufe, usw.

Was erwartet das Pferd von uns, seiner Führungskraft, um kooperativ mitzuarbeiten? Es fragt permanent, ob

  • Wir wissen, was wir wollen und es auch wirklich wollen,
  • Wir aufmerksam und im Hier und Jetzt bei der Sache sind,
  • Wir unsere Wünsche klar kommunizieren und auch durchsetzen wollen,
  • Wir in uns ruhen und authentisch sind,
  • Wir Respekt haben, beherrscht und wertschätzend sind,
  • Wir vertrauenswürdig und berechenbar sind.

Klare Zielsetzung, eindeutige Kommunikation, Aufmerksamkeit, Authentizität, Respekt und Vertrauenswürdigkeit sind die Eigenschaften, die jede gute Führungskraft braucht, um sich selbst und die ihm anvertrauten Mitarbeiter (zwei- und vierbeinige) zu führen und im Team erfolgreich zusammen zu arbeiten. Hier schließt sich der Kreis: Die Elemente, die wir als wesentlich für gute Beziehungen identifiziert haben, sind dieselben, die notwendig sind, um erfolgreich zu führen. Deshalb ist es mit der entsprechenden Selbstreflektion und Anleitung möglich, Pferde sowohl für Führungs- als auch Beziehungstrainings einzusetzen.

Es gibt allerdings auch entscheidende Unterschiede zum menschlichen Verhalten: So leben die Pferde ausschließlich im Hier und Jetzt, denken nicht an Morgen und erinnern sich kaum an Gestern (schwaches Kurzzeitgedächtnis). Das hat den großen Vorteil, dass uns die Pferde erlauben, den PDCA-Management-Veränderungsprozess (Plan à Do à Control à Adapt) am Trainingstag viele Male zu durchlaufen. Verändern wir unsere Haltung und Handlung, reagiert das Pferd frisch, ohne sich an die Übung vorher zu erinnern. Der Erfolg der Veränderung wird unmittelbar sichtbar und steigert damit die Nachhaltigkeit des Trainings.

Die Leiterin einer Fortbildungsakademie, Frau S., hatte sich unseren Knabstrupper-Wallach Ben als Trainingspferd ausgesucht. Ben fing kurz nach dem ersten Kontakt an, Frau S. immer wieder mit seinem großen Kopf zu stupsen, erst leicht und spielerisch, später heftiger. Durch Nachfragen wurde deutlich, dass Frau S. Bens Verhalten als aufdringlich empfand, sich aber nicht traute, ihm Einhalt zu gebieten. Als wir ihr erzählten, dass Bens Verhalten deutlich mache, dass er ihre Grenzen nicht akzeptiere, ging ihr ein Licht auf. Ebenso wie Ben erlaubte sie ihrem Vorgesetzten immer wieder, ihre persönlichen Grenzen ungestraft zu überschreiten. Die mentale Barriere bestand in der Annahme, sie dürfe niemanden vor den Kopf stoßen und in seine Schranken verweisen, sondern müsse zu allen Menschen nett sein. Wir überlegten mit ihr zusammen, was sie tun könne, um sich innerlich klarer abzugrenzen. Diese Haltungsänderung brachte Ben dazu, mit dem Anstupsen aufzuhören. Seit dieser Erkenntnis laufen Diskussionen mit ihrem schwierigen Vorgesetzten oft anders. Noch heute – einige Jahre später – erzählt Frau S. über das, was sie von Ben gelernt hat.

Die für menschliche Beziehungen so notwendige Konstanz lässt sich dagegen mit Pferden an einem Seminartag weniger gut thematisieren.

 Bindung ans Unternehmen: Perspektivwechsel „Anders Weiter Machen“

Natürlich wird die Bindung zum Unternehmen nicht nur durch die persönlichen Beziehungen am Arbeitsplatz beeinflusst sondern auch vom Gesamtumfeld des Betroffenen. Während meiner Zeit als Angestellter in der Pharma-Industrie fühlte ich mich oft zwischen den einzelnen Lebensbereichen Familie, Beruf, Freunde, ehrenamtliche Tätigkeiten in der Kirchengemeinde, Sport, Hobbies etc. hin und her gerissen mit dem Gefühl, keinem Bereich wirklich gerecht werden zu können. Die daraus resultierende Unzufriedenheit wirkte sich auch negativ auf meine Bindung zum Unternehmen aus, für das ich damals arbeitete. Ich habe mich in dieser Zeit oft nach Ausstieg und Entlastung gesehnt, nach Freiheit und Abenteuer, nach unkompliziertem, entschleunigtem Leben. Aber mit Familie und finanziellen Verpflichtungen war an Ausstieg nicht zu denken.

In dieser Situation hat mir der Umgang mit den Pferden geholfen:

  • Der Umgang mit unseren Pferden reduzierte meinen Alltagsstress und half mir, mich zu entschleunigten.
  • Der Umgang mit unseren Pferden schulte meinen Charakter und wirkte sich positiv auf meine Beziehungsgestaltung aus.
  • Der Umgang mit unseren Pferden führt zu einem Perspektivwechsel, um

Anders Weiter zu Machen!

Anders       Meine innere Haltung zu mir selbst, meinen Mitmenschen und dem damaligen Unternehmen änderte sich zu mehr innerer Gelassenheit und Balance.

Weiter       Neue Ziele und adaptierte Prioritäten erweiterten meinen Horizont.

Machen     Ich übernahm die Verantwortung für meine derzeitige Lebenssituation.

Das Ergebnis war und ist immer noch eine tiefgreifende innere Gelassenheit, die mir erlaubt, den Stürmen des Alltags furchtloser ins Auge zu schauen, kraftvoller und bewusster aufzutreten, Entscheidungen mit Freude zu treffen, mich voll für das aktuelle Unternehmen einzusetzen, meine Begrenzungen zu akzeptieren und mein Potential zu nutzen.

Diese Erfahrungen wollen wir anderen Menschen in konzentrierten Form zugängig machen, um ihnen zu mehr innerer Gelassenheit zu verhelfen, die es erlaubt, die Person zu werden, die sie eigentlich schon sind. Authentisch, erfolgreich, gelassen und souverän, im Einklang mit sich selbst, und dem privaten wie beruflichen Umfeld .

Die Firma LeadingRein, Management-Training und Coaching (www.LeadingRein.de), bietet Führungskräften die Möglichkeit, mehrere Stunden oder Tage mit unseren Pferden zu verbringen und zu hören, was sie individuell zu sagen haben, um zu erleben, wie Balance und innere Gelassenheit helfen, neue Wege zu gehen, um Anders Weiter zu Machen.